Über Dieter List
Den Wunsch, Kunst zu schaffen, hatte er seit Jahren. Doch sein Leben nahm andere Wendungen, sodass es für ihn zunächst bei einem Wunsch blieb und seine Kreativität sich andere Kanäle suchte. Bis er 2011 mit den Holzklammern und Gipsbinden in Berührung kam. Elektrisiert, so sagt er, sei er gewesen, der Gedanke an die Möglichkeiten der Materialien habe ihn nicht mehr losgelassen. Er begann in einem kleinen Räumchen im Keller zu experimentieren, zuerst konzentriert auf die Holzklammern, im Laufe der Zeit immer mehr in Kombination mit Gipsbinden.
„Ich hätte nie 'nur' Malerei machen können. Sie bietet nicht die gleiche Chance für Licht und Schatten, die räumliche Erfahrung wie sie bei dreidimensionalen Objekten möglich ist.“
Zu dieser Erkenntnis kommt der Künstler Dieter List durch die Objektkunst Jean Tinguelys, die er sehr verehrt und die ihn entscheidend beeinflusst hat. Sein Wunsch war es daher zunächst eben solche Metallobjekte herstellen zu können. Das Zusammenspiel von Licht und Schatten je nach Beleuchtungseinfall ist es, das ihn reizt.
„Manchmal wünsche ich mir meine Objekte wechselnd von allen Seiten beleuchten zu können, um dadurch die veränderte Wirkung ein und desselben Objektes unter unterschiedlichen Lichtverhältnissen zeigen zu können.“
Dieter List sammelt Orte, denen ein Charakteristikum gemeinsam ist: sie wecken in ihm den Wunsch, den ganzen Tag dort sitzen zu können, nur um den Wechsel des Zusammenspiels aus Licht und Schatten beizuwohnen. Für ihn ist ein solcher Ort der Grand Canyon in Arizona ebenso wie der Marktplatz im elsässischen Dambach-la-Ville.
1950 in eine Hamburger Kaufmannsfamilie geboren, schlug er zunächst auch eine kaufmännische Laufbahn ein. Doch in der Familie wurden Kunst und Kultur hoch geschätzt, sodass bereits ab einem Alter von 5 Jahren regelmäßige Museumsbesuche dazugehörten. Sein Onkel, der Fotograf Herbert List, pflegte ebenso wie der Rest der Familie eine Sammelleidenschaft für Kunst. In London besuchten sie gemeinsam Portobello Road, wo Herbert eine Handzeichnung für seine umfangreiche Sammlung entdeckt, von der Dieter List als damals junger Erwachsener von Anfang 20 sehr beeindruckt war. Herbert vereinte, ebenso wie es bei Dieter heute der Fall ist, das Künstlerische und das Kaufmännische in seiner Person.
Er beginnt ebenfalls Kunst zu sammeln, anfänglich waren es Figuren und Objekte aus Pappmaché, ein Werkstoff, mit dem er heute selbst arbeitet. Später kommt eine Leidenschaft für Paperweights hinzu. Etwas, dass er sowohl in Herberts Fotografien als auch in den Paperweights findet, ist eine besondere Stille und Ruhe des Moments, der - künstlerisch gebannt - anhält. Diese reflexiven Momente, die den Menschen auf sich selbst zurückwerfen und über das Gezeigte hinaus verweisen, sucht er auch in seinen Objekten, die durch unterschiedliche Anordnung und Färbung der gleichen Stoffe eine veränderte Wirkung hervorrufen.